Die Historische Landeshalle ist das erste Geschichtsmuseum Schleswig-Holsteins, hervorgegangen aus einer Ausstellung zur Geschichte der ehemaligen Herzogtümer Schleswig und Holstein von den Napoleonischen Kriegen bis zum Ende des deutsch-dänischen Gesamtstaates, die im Rahmen der großen Provinzialausstellung 1896 gezeigt wurde, der ersten Leistungsschau der preußischen Provinz Schleswig-Holstein auf vielen Gebieten des Gewerbes und Handels sowie der Kultur. Sie zog bei Weitem die meisten Besucher an, nicht zuletzt auch deshalb, weil sie die Ereignisse der Erhebungszeit und das vergebliche Streben nach Eigenstaatlichkeit mit vielen Exponaten selbstbewusst darstellte – aus einem neuerwachten Landesbewusstsein für die eigene Geschichte und Kultur nach der Inkorporation Schleswig-Holsteins und Lauenburgs in den preußischen Staat 1867.
Verein
Was ist die Historische Landeshalle?
Das Bemerkenswerte dabei war, dass die Bilder und Gegenstände der historischen Ausstellung wie z.B. bildliche Darstellungen der kriegerischen Auseinandersetzungen mit Dänemark, Portraits der politischen und militärischen Anführer sowie Waffen und Uniformen aus privatem Besitz kamen.
Der Erfolg der Ausstellung mit über 100.000 Besuchern war so groß, dass der Aufruf des Bankiers und Zeitungsverlegers Wilhelm Ahlmann gleich Gehör fand, die so zahlreich eingesammelten Zeugnisse schleswig-holsteinischer Geschichte für eine museale Dauerpräsentation herzugeben.
Die Trägerschaft des historischen Museums übernahm der am 24.02.1897 gegründete Verein Historische Landeshalle für Schleswig-Holstein unter seinem ersten Vorsitzenden Wilhelm Ahlmann. Die Sammlung wurde zunächst in den Räumen der Landesversicherungsanstalt in der Kieler Gartenstraße öffentlich präsentiert.
Der traditionsbewusste Verein behielt durch die Jahrzehnte seinen markanten Namen, während die Standorte für die Sammlung in Kiel wechselten. Seit 1905 war sie im Haus Fleethörn 50 in Räumen über drei Geschosse aufgebaut, wurde dann 1928 in das Kieler Schloss transferiert und dort 1932 für die Öffentlichkeit neu eröffnet.
1935 wurde die Historische Landeshalle, die ihren Bestand erheblich vergrößern konnte, in die Trägerschaft der Provinz Schleswig-Holstein überführt – mit der Übereinkunft, dass der Verein Mitspracherecht über das öffentliche Wohlergehen der Sammlung bekommt. Sie wurde zudem organisatorisch und räumlich mit der fast gleichalten Institution der Schleswig-Holsteinischen Landesbibliothek vereinigt. So verbanden sich buchgelegtes Wissen dieser Spezialbibliothek mit den Bildquellen der Sammlung – eine frühe mediale Vernetzung, die optimale Voraussetzungen für interdisziplinäres Forschen zu vielen Facetten schleswig-holsteinischer Geschichte und Kultur bietet. Landeshalle und Landesbibliothek „up ewig ungedeelt“ als das historische Gedächtnis des Landes. Ihr angestammter Name Historische Landeshalle wurde 1965 durch die zeitgemäßere Bezeichnung Landesgeschichtliche Sammlung ersetzt.
Die Landesgeschichtliche Sammlung war von 1966 bis 1981 im wiederaufgebauten Kieler Schloss präsent, in der eigens für sie neu erbauten „Landeshalle“, die als moderner Riegel auf Rundstützen – der Volksmund taufte den Bau „Zigarrenkiste“ – den Platz des kriegszerstörten barocken Südflügels einnimmt. Damals hielt sie mit der Schleswig-Holsteinischen Landesbibliothek unter dem neuen Siegel „Kulturschloss“ wieder Einzug in den geschichtsträchtigen Bau, wo sie – wie bereits bemerkt – schon einmal dauerhaft eingerichtet worden war, seinerzeit in den gewölbten Sälen im Erdgeschoss des Kieler Schlosses. In der neuen „Landeshalle“ präsentierte sie die permanente Ausstellung „Nordelbingen. Bilder zur Geschichte Schleswig-Holsteins“. Nach 15 Jahren wurde eine Restaurierung des neuen Landeshallenbaus notwendig. Seitdem ist die Dauerausstellung nicht wieder aufgebaut worden.
Nach dem politisch durchgesetzten Exodus der Landesbibliothek aus dem „Kulturschloss“ in den Sartori & Berger-Speicher 2002 besteht in dem eingeschränkten Raumangebot keine Möglichkeit einer dauerhaften Präsentation zur Veranschaulichung der Landesgeschichte. Seither ist die Landesgeschichtliche Sammlung zum Museum im Magazin geworden, dessen Bestände nur temporär und ausschnitthaft für Ausstellungen eingesetzt werden. Ihr auch im Verborgenen weiter entwickeltes Renommee als die Pinakothek der Schleswig-Holsteinischen Landesbibliothek für Geschichte und Kulturgeschichte des Landes Schleswig-Holstein konnte beispielhaft von März bis Mai 2009 in der Ausstellung „Landesweit – Neuerwerbungen der Landesgeschichtlichen Sammlung aus 25 Jahren“ öffentlich überprüft werden. „Landesweit“ zeigte Highlights aus allen Sammlungsgebieten, aus den traditionellen Schwerpunkten Ereignisbilder, Portraits, topographische Ansichten und Landschaftsmalerei wie aus den neu erschlossenen Feldern, zu denen u.a. historische Bildpostkarten und Fotografie gehören.
Der Verein Historische Landeshalle für Schleswig-Holstein ist der Förderverein der Landesgeschichtlichen Sammlung, erweitert ihre Bestände mit Ankäufen und pflegt die Geschichte und Tradition des ersten Geschichtsmuseums Schleswig-Holsteins mit verschiedenen Veranstaltungen. Der Verein verfolgt das auch in seiner Satzung verankerte Ziel, mit den reichen Beständen der Landesgeschichtlichen Sammlung ein dauerhaftes Museum für die Geschichte Schleswig-Holsteins einzurichten – nach modernen Maßstäben der Vermittlung und Präsentation. Damit könnte sich auch Schleswig-Holstein in die Bundesländer einreihen, die ihrer Landesgeschichte in eigenen Häusern bzw. auf eigenen Plattformen Raum und Präsenz in der Gegenwart geben.