Aus dem Panorama der Ortsansichten aus allen Landesteilen, aus Vergangenheit und Gegenwart, stellen wir hier einige markante Beispiele vor:
Ortsansicht
Das impressionistisch, sonnenatmosphärisch aufgefasste Landschaftsgemälde von Michael Arp, 2002 entstanden, zeigt die alte Lindenallee von 1737, die auf die Carlsburg, benannt nach ihrem Besitzer Landgraf Carl von Hessen, führt. Lange, prächtige Baumalleen, die meistens die Zufahrt zu einem Gutshof säumen, prägen bis heute die Kulturlandschaft Schleswig-Holstein.
Wer wissen möchte, wie z.B. die Stadt Kappeln vor gut 150 Jahren aussah, kann sich anhand der Vedute „Cappeln vom Fährhuse zu Ellenberg, d. 13. Juli 1855“, als Federzeichnung fixiert von Adelbert von Löwenstern, ein Bild machen.
Die eklatanten Veränderungen der Kieler Skyline etwa lassen sich an den unzähligen, romantisch-idyllisierenden bis sachlich getreuen Wiedergaben der Ansichten der „schönen“ Fördestadt von vielen Künstlern des 19. Jahrhunderts studieren. Eine topographische Ansicht von Kiel, das Aquarell des Künstlers Adolph Lohse von 1859, zeigt z.B. den Blick vom Ostufer bei den Sandbergen auf das westliche Ufer mit den turmbewehrten Dominanten der Nikolaikirche und des Schlosses; dazwischen liegt die ehem. Franziskanerklosterkirche, nur mit einem Dachreiter ausgestattet. Der Sand diente als Ballast zur Stabilisierung der von ihrer Ladung gelöschten Schiffe, die den Kieler Hafen ohne Fracht wieder verließen.
Die historische Bildpostkarte, das neue Massenmedium seit der Gründerzeit, ist für die Fragen der Stadtentwicklung eine weitere Quelle von großem Wert, wie das Beispiel der Ansicht des Düsternbrooker Wegs mit der Seeburg und dem Schloss von 1910 ahnen lässt.
Wie Malerei Natur und Phantasie zwanglos, aber effektvoll miteinander verbindet, zeigt exemplarisch die „märchenhafte“ Ansicht des Brockdorffschen Gutes Kletkamp, die Friedrich Loos in seinem Aquarell von 1881 liefert. Ein solches turmhohes Torhaus, das hier zweifellos die romantisch inszenierte Naturkulisse bereichert, hat es so niemals gegeben. Tatsächlich steht hier das spätbarocke Torhaus von 1773. Korrekt wiedergegeben ist indessen das Herrenhaus. Ortsansichten unter dem Aspekt der Bildrezeption eröffnen hier ein kulturgeschichtlich so bedeutsames wie spannendes Forschungsfeld.
Die Bedeutung Schleswig-Holsteins als Agrarland veranschaulichen dokumentarische Fotos oder künstlerische Darstellungen landschaftlich charakteristischer Hofanlagen, wie z. B. die Aufnahme vom „Löwenhof“ in Nordhusen bei Brunsbüttel in Dithmarschen oder die Kohlezeichnung von Hof Classen in Hemmingstedt, die Adolf von Horsten um 1950 schuf. Der auf Themen der Westküste spezialisierte Maler fixiert hier eine traditionelle Dithmarscher Winkelhofanlage mit bildwirksam gesteigerter frontparalleler Baumreihe.